Ein Künstlerwettstreit zwischen Karl Friedrich Schinkel und Clemens Brentano gab den Anlaß für dieses Werk, in dem eine dem Vorbild Heidelbergs nachempfundene Schloßanlage zu sehen ist. Carl Wilhelm Gropius, Gast einer Abendgesellschaft im Hause Schinkels, berichtete von diesem Wettstreit: »Einst war es zur Sprache gekommen, wie schwer es sei, in einer Zeichnung das auszudrücken, was sich durch dichterische Darstellung so leicht erreichen lasse. Schinkel opponierte dagegen, und Brentano wollte beweisen, daß er imstande sein würde, aus dem Stehgreife eine Erzählung zu erfinden, die Schinkel nicht im Entferntesten durch Zeichnen zu verfolgen und verständlich auszudrücken vermöchte. Nach längerem Hin- und Herreden und nach Festsetzung der Ausdehnung solcher Geschichte, wurde unter allgemeinem Jubel eine Probe beschlossen. Brentano erzählte und Schinkel komponierte« (Aus Schinkel’s Nachlaß, Bd. 2, Mittenwald 1981, S. 340, Anm. 1).
Brentanos Geschichte handelte von einem alten Jagdschloß, welches nach dem Tode des Fürsten zunächst verlassen und später von einem Oberförster bewohnt wurde. Als auch dieser gestorben war, wurde er wegen des felsigen Grundes am anderen Ufer des Flusses begraben. Ein Hirsch betrat nun ohne Furcht das Schloßgelände. Schinkels Gemälde, das den Abschluß seiner romantischen Phase bilden sollte, entsprach der phantasievoll verschachtelten Struktur der Erzählung Brentanos. Mehrere Sinnschichten überlagern sich. Eine religiös-romantische Weltsicht artikuliert sich durch Motive wie Kruzifix, Kirche, Begräbnis, Taube, Wein und ein Kind mit Pusteblume. Gedanken zur Vergänglichkeit alles Irdischen sowie die Vorstellung von der Rückeroberung der Welt durch die Natur kommen zum Ausdruck. Dem Gemälde liegen mehrere während des Wettstreits entstandene Zeichnungen zugrunde (Kupferstichkabinett, Berlin). Der Sammler Wagener hatte das Bild als Geburtstagsgeschenk für seine Frau beim Künstler bestellt. | Birgit Verwiebe